Letzte Müller im Ahrweiler: Ein Handwerk in der Krise!

Schweppenburgmühle, 56653 Brohltal, Deutschland - Am 9. Juni 2025 fand der Deutsche Mühlentag statt, der die Aufmerksamkeit auf das traditionelle Handwerk der Müller lenkt. Ein zentraler Ort des Geschehens war die Schweppenburgmühle im Brohltal, die letzten produzierenden Mühle im Kreis Ahrweiler. Rainer Mosen, der die Mühle in vierter Generation betreibt, erzählte von seiner Passion und den Herausforderungen, die das Müllerhandwerk heutzutage mit sich bringt. Die Schweppenburgmühle hat eine beeindruckende Geschichte, sie steht seit 650 Jahren in der Region und nutzt eine Wasserkraftanlage, die ebenfalls seit dieser Zeit in Betrieb ist. Das über 100 Jahre alte Wasserrad hat einen Durchmesser von knapp sieben Metern und kann bis zu 40 PS auf die Walzstühle bringen.
Die Mühle besteht aus fünf Etagen, die verschiedene Arbeitsschritte beheimaten. Im unteren Bereich wird das Mehl mit der Kraft des Brohlbachs gemahlen, während die oberen Etagen dem Sieben, Abpacken und Verkauf gewidmet sind – alles noch in traditioneller Handarbeit. Mosen hebt den engen Kontakt zu regionalen Landwirten, Bäckern und Privatkunden hervor. Er berichtet, dass viele seiner Kunden eine deutlich bessere Mehlqualität gegenüber dem Mehl aus dem Supermarkt feststellen.
Die Herausforderungen des Müllerhandwerks
Trotz der erfolgreichen Handwerkskunst in der Schweppenburgmühle sieht Mosen die Situation kritischer denn je. Der Rückgang der Handwerksbäcker in der Region ist alarmierend: von einst über 30 auf mittlerweile nur noch fünf. Auch in ganz Deutschland ist das Müllerhandwerk in der Krise – von 14.500 Mühlen in den 1950er Jahren gibt es heute nur noch etwa 500. Mosen appelliert an die Gesellschaft, das Handwerk zu schützen, da das Berufsbild des Müllers zunehmend bedroht ist, besonders durch den Einfluss industrieller Großmühlen und den Billig-Bäcker-Markt.
Parallel zu diesen lokalen Herausforderungen in Rheinland-Pfalz beschäftigt sich auch der bayerische Müllermeister Rudolf Sagberger mit der Zukunft des Handwerks. In Bayern existieren derzeit rund 60 größere Mühlen, ein drastischer Rückgang im Vergleich zu fast tausend Mühlen im Jahr 1910. Sagberger betreibt die Ellermühle seit 1992 und die Bartmühle seit 2018. Er versorgt mit seinen Mühlen die Stadt Landshut und Umgebung mit Mehl, während er großen Wert auf die Qualität seines Produkts legt, die in einem Labor kontrolliert wird.
Wie Mosen kämpft auch Sagberger gegen die politischen Rahmenbedingungen, die das Müllerhandwerk belasten, wie hohe Energiepreise und bürokratische Anforderungen. Der Beruf des Müllers verlangt heute mehr denn je technisches Verständnis sowie kaufmännisches Denken und Organisationsgeschick. Sagberger bildet seit Beginn seiner Laufbahn nur sehr wenige Müller aus und kritisiert die sinkenden Ausbildungszahlen in der Branche. Waren es in früheren Jahren noch 60 Ausbildungsgänge pro Jahr, so ist diese Zahl heutzutage rückläufig.
Beide Müllermeister zeigen, dass trotz der enormen Herausforderungen und des Rückgangs Tausender Betriebe das Handwerk der Müller es wert ist, bewahrt zu werden. Ihr persönlicher Einsatz und die enge Verbindung zu regionalen Produkten sind der Schlüssel zur Zukunft dieses traditionsreichen Handwerks.
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Ort | Schweppenburgmühle, 56653 Brohltal, Deutschland |
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