Fronleichnam in Essen: Bischof Overbeck über Wandel und Herausforderung!

Am 19. Juni 2025 feierte Bischof Overbeck Fronleichnam in Essen und thematisierte den Wandel in der Stahlindustrie.
Am 19. Juni 2025 feierte Bischof Overbeck Fronleichnam in Essen und thematisierte den Wandel in der Stahlindustrie. (Symbolbild/MS)

Essen, Deutschland - Am 19. Juni 2025 fand in Essen die traditionell feierliche Fronleichnamsprozession statt. Bischof Franz-Josef Overbeck hielt dazu eine eindringliche Predigt, in der er auf die gesellschaftlichen Veränderungen und die Herausforderungen der heutigen Zeit einging. Vor hunderten von Gläubigen, die zur Freiluft-Messe auf dem Burgplatz zusammengekommen waren, thematisierte der Bischof insbesondere die kriselnde Stahlindustrie im Ruhrgebiet, ein zentrales Beispiel für den Wandel in der Region.

Overbeck appellierte an die Anwesenden, sozial sensibel zu handeln und wirtschaftliche Offenheit zu fördern. Dabei verglich er die biblische Brotvermehrung mit den gegenwärtigen sozialen und wirtschaftlichen Problemen, die viele Menschen betreffen. In seiner Ansprache wies er auf die Sorgen um Arbeitsplätze in der Stahlbranche hin und forderte neue wirtschaftliche Ansätze, um der Bedrohung durch die Digitalisierung und Globalisierung zu begegnen.

Fronleichnam und seine Tradition

Die Fronleichnamsprozession hat in Essen eine lange Tradition, die bis ins 14. Jahrhundert zurückreicht. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die Prozession 1946 wieder statt. Besonders eindrücklich wurde sie 1958, als Essen zum Bischofssitz erhoben wurde. Der heutige Anlass zog zahlreiche Gemeinden an, die mit Fahnen und Gesang zur Feier beitrugen. Musikalisch wurde die Veranstaltung von Chören der Essener Dommusik und dem Schönebecker Jugendblasorchester gestaltet.

Die Prozession führte singend und betend durch die Essener Innenstadt und fand ihren letzten Halt an der St.-Gertrud-Kirche, die in Zukunft als „Kreativ-Kathedrale“ genutzt werden soll. In einem ökumenischen Gebet, das von Dompropst und evangelischer Superintendentin durchgeführt wurde, wurden die Stadt und ihre Bürger eingeschlossen.

Wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Die Herausforderungen, die Bischof Overbeck in seiner Predigt formulierte, sind nicht neu. Das Ruhrgebiet, früher ein wichtiger Standort für die Roheisenproduktion, entwickelte sich erst ab den 1850er Jahren zu einem Zentrum der Schwerindustrie. Zu dieser Zeit wurden zahlreiche Großunternehmen gegründet, die durch technische Innovationen wie die Einführung des Kokshochofens und die Erschließung von Kohleneisensteinvorkommen unterstützt wurden. Bis 1870 stieg der Anteil des Ruhrgebiets an der deutschen Roheisenerzeugung auf etwa 26%.

In den folgenden Jahrzehnten erlebte die Industrie sowohl Aufschwünge als auch Niedergänge. Zwischen 1879 und 1914 gab es mehrere wirtschaftliche Zyklen, welche die Landschaft der Stahlindustrie prägten. Bis 1913 betrug der Anteil der Region an der Stahlerzeugung sogar 53,4%. Diese Entwicklung brachte jedoch auch Herausforderungen mit sich, da die Abhängigkeit von Exportmärkten wuchs und die Unternehmen vermehrt mit Krisen konfrontiert waren.

In der heutigen Zeit spürt die Region die Auswirkungen von Digitalisierung und der sich verändernden globalen Wirtschaft noch stärker. Die Beratung und die Forderung nach sozialer Sensibilität von Bischof Overbeck stehen in diesem Kontext als wichtiger Appell für die Gemeinschaft und die wirtschaftlichen Perspektiven des Ruhrgebiets. Die letzte Heilige Messe in der St.-Gertrud-Kirche wird am kommenden Sonntag gefeiert, sodass die Kirche bald eine neue Funktion als Kreativ-Kathedrale übernehmen wird.

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Ort Essen, Deutschland
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