Medienkritik: Amoklauf in Graz – Profit statt Verantwortung!

Graz, Österreich - Am 12. Juni 2025 ereignete sich ein tragischer Amoklauf an einer Schule in Graz, der die Öffentlichkeit erschütterte. Der Vorfall, der vor weniger als 48 Stunden stattfand, hat eine Welle der Berichterstattung in den Medien ausgelöst. Zahlreiche Nachrichtenportale, darunter die „Bild“, heute.at, „oe24“ und die „Kronen Zeitung“, veröffentlichten Videos von der Tat, die erschreckende Szenen zeigten. Diese Aufnahmen, die Schüsse und panische Schüler festhielten, wurden zuerst von dem rechtsextremen Sender Auf1 verbreitet, oftmals unterlegt mit dramatischer Musik, was die Situation weiter emotionalisierte.
Doch die Art und Weise, wie die Medien über den Vorfall berichten, steht in der Kritik. Medienethiker bezeichnen die veröffentlichte Berichterstattung als ausbeuterisch, da sie keinen informativen Mehrwert bietet und stattdessen die Sensation in den Vordergrund rückt. Interviews mit Schülern und Angehörigen in emotionalen Momenten wurden von Reportern sofort genutzt, um exklusive Inhalte zu erhalten. Kritik erfährt auch die Spekulation über die Motivationen des mutmaßlichen Täters. Während einige Medien berichteten, dieser könnte aufgrund von Mobbing gehandelt haben und stützten sich dabei auf einen angeblichen Abschiedsbrief, stellte der Generaldirektor für Öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, klar, dass aus diesem Schreiben kein Motiv abgeleitet werden könne.
Kritik an der Berichterstattung
Die intensive Berichterstattung über derartige hochexpressive Gewalttaten, zu denen auch Amokläufe zählen, birgt eine besondere Gefahrenquelle. Die Medien neigen oft dazu, diese Vorgänge emotional und nicht sachlich darzustellen, was laut verschiedenen Experten die Absichten der Täter sogar verstärken kann. Psychiater warnen bereits vor der Gefährlichkeit der medialen Abbildung von Tätern, da sie Nachahmungstaten begünstigen könnte. Die hohe Medienaufmerksamkeit, gepaart mit der Visualität der Ereignisse, führt zudem dazu, dass solche Gewalttaten als Kommunikationsstrategien von Tätern wirken, die authentisches Material zur Verbreitung ihrer Botschaften nutzen.
In der Vergangenheit führte eine intensive Berichterstattung, wie im Fall des School Shootings in Winnenden im Jahr 2009, zu einem Anstieg ähnlicher Taten. Die Berichterstattung über den Amoklauf von Graz sollte daher kritisch betrachtet werden. Verantwortungsvolle Berichterstattung kann helfen, Nachahmungstaten zu verringern. Richtlinien für Journalisten empfehlen unter anderem, keine vereinfachenden Erklärungen für Tätermotivationen zu liefern, romantisierende Darstellungen zu vermeiden und den Fokus auf die Folgen der Tat zu legen.
Mediale Verantwortung
Die Diskussion unter Medienschaffenden über die Verantwortung, die sie tragen, ist eine entscheidende Entwicklung in dieser Debatte. Es sollte darauf geachtet werden, dass Täterfantasien und emotionales Bildmaterial nicht anschaulich dargestellt werden, um eine Identifikation mit den Tätern zu verhindern. Die Medien stehen vor der Herausforderung, wie sie über solch sensible Themen berichten können, ohne dabei die Gefahren einer verzerrten Wahrnehmung zu schüren.
Letztlich ist es von großer Bedeutung, dass die Berichterstattung über Gewalt und Terrorismus nicht nur die Tat selbst thematisiert, sondern auch den gesellschaftlichen Kontext beleuchtet. Die Verantwortung der Medien geht über die bloße Informationsweitergabe hinaus – sie tragen die Aufgabe, das Publikum sachlich und nachhaltig zu informieren, um langfristige gesellschaftliche Auswirkungen im Blick zu behalten.
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Ort | Graz, Österreich |
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