Wasserkrise in Baden-Württemberg: Jede zweite Gemeinde übernutzt Grundwasser!

Rheinland-Pfalz leidet unter Wasserstress: 18 Landkreise betroffen, sieben mit akuter Übernutzung. Handlungsempfehlungen gefordert.
Rheinland-Pfalz leidet unter Wasserstress: 18 Landkreise betroffen, sieben mit akuter Übernutzung. Handlungsempfehlungen gefordert. (Symbolbild/MS)

Ludwigshafen, Deutschland - In Deutschland entnimmt mittlerweile jeder zweite Landkreis mehr Grundwasser, als durch Niederschläge nachgebildet werden kann. Eine aktuelle Studie des Instituts für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des Bundes für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt, dass in 201 von 401 Landkreisen der Wasserbedarf die natürliche Bildung übersteigt. Dies hat gravierende Auswirkungen auf die Wasserversorgung und die Umwelt.

Die Problematik betrifft vor allem Regionen mit starkem Wasserstress. In Baden-Württemberg sind 15 Landkreise und kreisfreie Städte von Übernutzung betroffen. Besonders stark ist die Übernutzung im Rhein-Neckar-Kreis und im Landkreis Heidenheim, wo die Grundwasservorräte vollständig für die Trinkwasserversorgung genutzt werden. Akute Wasserübernutzung wird zudem in Bodenseekreis, Ortenaukreis, Rastatt, Sigmaringen und dem Breisgau-Hochschwarzwald verzeichnet, wie tagesschau.de berichtet.

Akuter und struktureller Grundwasserstress

Die Studie unterscheidet zwischen akutem und strukturellem Grundwasserstress. Akuter Stress tritt kurzfristig auf und führt zu einem signifikanten Rückgang der Grundwasserstände. Struktureller Stress wird festgestellt, wenn die Entnahme dauerhaft über 20% der natürlichen Wiederauffüllung liegt. In Deutschland sind insgesamt 94 Landkreise von akutem Grundwasserstress betroffen; seit den letzten Jahren sind in nahezu allen Bundesländern neue Tiefststände an Grundwassermessstellen registriert worden.

Die Gründe für diese alarmierende Situation sind vielfältig. Ein erheblicher Teil der entnommenen Wassermenge, über 50 %, wird für die Trinkwasserversorgung genutzt. In Baden-Württemberg liegt dieser Anteil sogar bei 75 %. Der zunehmend steigende Wasserbedarf der Landwirtschaft, besonders in trockenen Perioden, und der Einfluss wasserintensiver Industrien wie die BASF in Ludwigshafen verschärfen die Situation. Laut bund.net ist zudem der Bergbau sowie die chemische Produktion für die sinkenden Grundwasserspiegel verantwortlich.

Handlungsbedarf und Strategien

Die BUND-Geschäftsführerin Verena Graichen mahnt: „Die Grundwasserreserven in Deutschland werden systematisch übernutzt, Dürreperioden und Extremwetterlagen verschärfen die Lage.“ Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, fordert der BUND die Umsetzung der Nationalen Wasserstrategie, eine Reduzierung des Wasserverbrauchs sowie die Priorisierung der Nutzung und Renaturierung von Flussauen, Mooren und Böden. Ein Vorschlag beinhaltet auch die Anhebung der Kosten für die Wassernutzung.

Insgesamt zeigt die Situation, dass Deutschland zunehmend mit Problemen der Wasserverfügbarkeit konfrontiert ist. Die Kombination aus extremen Wetterbedingungen und einem steigenden Wasserbedarf stellt eine Herausforderung dar, die dringend adressiert werden muss, um die Ressourcen zu schützen und zukunftsfähig zu bewirtschaften.

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Ort Ludwigshafen, Deutschland
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