Kritik an Entlassung: Psychisch Kranke ohne Unterstützung in Saarlouis

Lorisstraße 103, 66740 Saarlouis, Deutschland - In der Lorisstraße 103 in Saarlouis wird die Situation rund um die dortige Einrichtung zunehmend angespannt. Dr. Bernard Joseph-Auguste, Geschäftsführer von Pro Soleo 2017 GmbH, pro Assist 2017 e.V. und progressiv2 GmbH, äußert sich zu den Störungen im Umfeld des Wohnhauses, in das mehrere psychisch erkrankte Menschen untergebracht sind. Sein Hauptanliegen ist die kritische Infragestellung der strukturellen Defizite in der Versorgung dieser Personengruppe. Besonders besorgniserregend ist der Fall eines Mannes, der am 1. Juni 2025 die Einrichtung verließ, nachdem er aus einer psychiatrischen Klinik in Wallerfangen entlassen wurde. Joseph-Auguste kritisiert die fehlenden Anschlussmanagement-Maßnahmen nach der Entlassung.
Er führt aus, dass die Entscheidung zur Entlassung trotz vorliegender fachlicher Empfehlungen getroffen wurde. Diesbezügliche Risikoberichte wurden bereits an die Ärztekammer des Saarlandes übermittelt, um auf das Versäumnis hinzuweisen, gefährdete Personen in die Obdachlosigkeit zu entlassen. Joseph-Auguste macht deutlich, dass der Umgang mit psychisch instabilen Menschen nicht nur eine Herausforderung für die Träger darstellt, sondern auch ein gesellschaftliches Problem aufwirft.
Strukturelle Defizite und der Fall Walter H.
Ein eindringliches Beispiel für die Problematik ist Walter H., der als gefährdet gilt. Joseph-Auguste schildert, dass auch er in der Lorisstraße untergebracht war, jedoch lediglich sechs Fachleistungsstunden pro Woche bewilligt bekam, was angesichts seiner hohen Betreuungsintensität als unzureichend empfunden wird. Die Verantwortung für die Sicherheit solcher Personen werde häufig an private Leistungserbringer abgewälzt, die oftmals über ungenügende Ressourcen verfügen.
Pro Soleo ist seit 14 Jahren in der Lorisstraße tätig und betreut Klienten, die häufig schwer vermittelbar sind. Aktuell ist die Betreuung ambulant organisiert, wobei für vier Klienten 24 genehmigte Stunden zur Verfügung stehen, doch tatsächlich werden 36 Stunden erbracht. Der Träger strebt daher eine Anerkennung als stationäre Einrichtung an, um die Bedingungen der Betreuung zu verbessern und den Betreuungsschlüssel zu optimieren.
Krisenintervention und notwendige Maßnahmen
Die Herausforderungen für die Einrichtung sind nicht nur finanzieller oder struktureller Natur; viele polizeiliche Einsätze wurden durch das eigene Personal als Krisenintervention initiiert. Joseph-Auguste betont eine dringende Notwendigkeit gemeinsamer Lösungen, die Träger, Behörden und Nachbarschaft involvieren, um die bestehenden Schutzlücken im System zu schließen. Dabei wies er darauf hin, dass viele Patienten mit strukturellen Störungen von herkömmlichen therapeutischen Verfahren nicht profitieren. Ein Fokus auf präzise Diagnostik ist entscheidend, um mögliche Konflikte angemessen zu bearbeiten.
Ärzteblatt verdeutlicht, dass eine rein psychodynamische Therapie in Fällen struktureller Defizite oft nicht zu den gewünschten Ergebnissen führt und sogar zu einer Verschlechterung des seelischen Zustandes führen kann. Zu den speziellen Anforderungen an Therapeuten gehört die Identifikation von strukturdynamischen Ursachen, anstatt Symptome nur als neurotisch zu interpretieren.
Abschließend bleibt zu sagen, dass die Anfälligkeit der Einrichtungen für strukturelle und personelle Mängel nicht nur das Wohl der betreuten Personen gefährdet, sondern auch die Sicherheit der gesamten Nachbarschaft in der Lorisstraße beeinträchtigt. Es ist an der Zeit für tiefgreifende Reformen im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen, die über die bisherige Praxis hinausgehen.
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Ort | Lorisstraße 103, 66740 Saarlouis, Deutschland |
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